Bulldog-Geschichten

 

5.8.11

Ich möchte hier kleine Geschichten über meine Bulldogs einstellen, lustige und traurige, aber alle ehrlich erlebt und erlitten. Es sind Geschichten meiner Hunde, aber auch meines Lebens, denn wir gehören zusammen wie die Wolken und das Meer, die Sonne und der Regen, der Speck und die Made.

Ich möchte Bulldogmenschen zum Schmunzeln und solche, die es werden wollen, zum Nachdenekn bringen. Ein Bulldog ist kein Hund wie alle anderen, er ist ein Menschenhund ohne Menschenfehler. Es bedeutet eine große Ehre, wenn er uns auswählt und eine noch größere Verantwortung, wenn wir für ihn sorgen dürfen.

 

Ich bin froh und glücklich, dass ich für so viele Bulldogs sorgen durfte, dass ich einigen hier ein Denkmal setzen möchte.

 

 

 

                                                  

                             Brigittes Geschichte

 

Meine Brigitte kam per Kaiserschnitt zu Welt. Plötzlich und quasi gewaltsam ans Licht einer kalten Welt gezerrt, schrie sie so fürchterlich, so laut und durchdringend, dass mir das Herz fast stehen blieb, weil ich dachte, es wäre etwas nicht in Ordnung mit dem Welpen.

Doch es war nur ihre Art, gegen Entscheidungen, die über ihren Kopf hinweg getroffen wurden, zu protestieren. Auch als sie schon mit ihrem Bruder in den Wäschekorb für die Heimfahrt gebettet war, knutterte sie immer noch unwillig und kroch energisch herum, als wolle sie sich unverzüglich auf den Weg zurück in Mutters warmen Bauch begeben.

Erst mit der ersten schmackhaften Milchmahlzeit zu Hause auf meinem Bett begann sie, sich mit ihrem Schicksal anzufreunden und beschloss, bei mir zu bleiben.

 

Zu dem Zweitpunkt wusste ich allerdings noch nichts von ihrer Entscheidung. Im Gegenteil,ich glaubte, naiv wie ich damals noch war,mein Mann wäre derjenige, den ich zu überzeugen hätte. Natürlich war mir seine Meinung wichtig, schließlich wohnten wir als Ehepaar zusammen und da hat der Partner durchaus auch noch ein Wörtchen mit zu reden. Nur dass ich dabei auch etwas zu sagen hätte, das beruhte leider nur auf Einbildung.

Zu meiner Entschuldigung muss ich allerdings einfügen, dass ich Haus und Bett erst seit 5 Jahren mit Bulldogs teilte, ich war einfach noch zu unbefangen im Umgang mit ihnen und dachte noch zu "hündisch".

Heute passiert mir das nicht mehr.Ich warte in aller Ruhe ab, bis meine Bulldogwelpen ihre Entscheidung getroffen und sich ihre/n Menschen ausgesucht haben. Nur wenn sie beschlossen haben, wo sie hinfort gerne leben möchten, lasse ich sie ziehen.

Es ist immer sehr schwer, den zukünftigen Welpeneltern so etwas klar zu machen. Und wer tatsächlich der Meinung ist, sein zukünftiger Hund müsse "Bulldog - Rüde - weiß" sein, der hat nichts verstandenund ein Bulldog kann mit ihm nicht glücklich werden.

 

Brigitte war also schon besondes frühreif und arbeitete vom ersten Atemzug ihres Lebens konsequent auf ihr Ziel hin:

Ihr Bruder hatte eine zeitlang gesundheitliche Probleme - Brigitte war topfit, ihr Bruder hatte Schwierigkeiten mit der Futterumstellung - Brigitte fraß alees, was sie erwischen konnte und verdaute es, ihr Bruder fand nicht schnell genug den Weg nach draußen, wenn er mal musste - Brigitte passierte so etwas nie. Und wenn mein Mann nach anstrengender Nachtschicht schlief und vom Bellen und Knurren der Bulldogs aus dem Schlaf gerissen wurde, dann war Brigitte nie unter den Rabauken.

Sie schleppte seine Schuke nicht wegund nagte sie an, sie biss ihn nicht in die nackten Füße, wenn er schlaftrunken zur Toilette musste, sie bettelte nicht am Frühstückstisch, wenn er sich ein leckeres Wurstbrot machte, sie stand nicht im Weg, wenn er schnell zum Telefon oder zur Türe laufen wollte, weil es klingelte.

 

                                            Aber wehe, sie war mit mir alleine zu Hause!

                                                    

                         

Sie liebte meine Birkenstock-Sandalen, deren Korksohlen ihr besonders gut schmeckten, sie war wild auf meine nackten Füße und verfolgte mich über Tische und Bänke, um ihre spitzen Welpenzähne hineinzuschlagen, sie kletterte auf den freien Stuhl und holte sich die Wurst vor meinen Augen vom Tisch und sie stand grundsätzlich und unerschütterlich immer im Weg, wenn ich schnell von A nach B musste - meine blauen Flecken waren zahllos.

Eines Tages hatte ihr Bruder sich für einen Menschen entschieden und sein Umzug stand kurz bevor. Bei uns im Hause herrschte ziemliche Trauerstimmung - schließlich trennt man sich, bei aller Vernunft, nicht so leicht von einem Bulldogkind.

Brigitte lief zur Hochform auf. Wenn mein nach Hause kam, erwartete sie ihn brav an der Haustür, begleitete ihn zum Sofa, hockte sich friedlich zu seinen Füen nieder und strahlte ihn an.Das wiederholte sie täglichbis er eines Tages die magischen Worte sprach: "Weißt du was? Die Kleine bleibt!" Uns so zog ihr Bruder aus und Brigitte nicht und ich weiß heute, dass es eine gute Entscheidung gewesen war.

 

                                                       

                                                   

So richtig verstand ich Brigittes Aufgabe erst, als mein Mann an Krebs verstarb. Von diesem Augenblick an wich sie nicht mehr von meiner Seite. Sie wurde meine Beschützerin, mein Glück, mein Leben.

Und sie brachte mich wieder mit Menschen zusammen. Wir gingen nämlich gemeinsam zum Hundeplatz. Der SV Engelskirchen-Kaltenbach wurde sozusagen unser zweites Zuhause. Sonntags übten wir dort Unterordnung und Brigitte machte mit Engelsgeduld mit. In ihren Augen konnte ich sehr wohl erkennen, was sie in Wahrheit von dem Blödsinn hielt. Aber sie zeigte sich trotzdem von ihrer besten Seite, nur um mich glücklich zu machen.

Und dann bot man uns uns Beiden eines Tages den Einstieg in einen Agility-Lehrgang an. Der fand immer sonntags morgens statt, wenn unsere beiden Kleinen, Babette und Kröte, die Welpenspielgruppe besuchten. Wir trainierten fleißig, lernten alle Hindernisse kennen und hatten beide einen Riesenspaß.   

                                                                                                                                    

So blieb es auch nicht aus, dass wir einen gesunden Ehrgeiz entwickelten. Wehe, ein anderer Hund wagte es, Brigittes Parcour zu betreten, wenn sie an der Reihe war! Sie wurde zum Killerhund und jagte ihn gnadenlos vom Platz.Wehe, es schauten nicht alles SV-Freunde interessiert zu! Sie brach ihre Arbeit sofort ab und baute eine Extrakür ein. Wehe, Faruchen war nicht schnell genug! Sie jagte rücksichtslos ohne mich vorwärts und nahm die Hinderniss einfach noch mal von der Rückseite, bis sie wieder bei mir angekommen war. Und so landeten wir 1995 in Köln auf einem Anfängerturnier.

 

Ein großer Tag für Brigitte und mich und für den Verein, dessen aktive Mitglieder uns begleiteten, denn bisher war noch niemand aus dem Team auf einem Agility-Turnier gewesen. Wir wurden freundlich empfangen. Allerdings erregte Brigitte doch einige Aufmerksamkeit oder sollte ich eher sagen: Heiterkeit? Vielleicht war sie aber gerade deswegen besonders gut gelaunt.Über Zuschauer brauchten wir uns am Start nicht beklagen, und vielleicht hatte der ein oder andere auch gar keine guten Absichten, als er sich anschickte, unseren Lauf zu verfolgen. Aber ich kann nur sagen: Wir waren klasse!!! Brigitte flog über die Hindernisse, legte keine Extratouren ein, nahm kein Hinderniss auch von dr Rückseite, weil ich nicht schnell genug war und wir schieden nicht aus - wir hatten bestanden!  

                                                                                                                                                         

Was war ich stolz auf mein tolles Mädchen! Das sollte uns erst mal jemand nachmachen!!! Und was hatte Brigitte für einen Spaß, als sie bei der Preisverleihung ein Schweineohr bekam. An diesem tag beschloss, auch weiterhin diesem Spiel zu frönen und wir zogen nicht nur durch Nordrhein-Westfalen, auch in Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen gingen wir an den Start. Und wenn Brigitte besonders gut drauf war und es nicht regnete, dann war manchmal sogar ein Sieg drin.

 

So hat sie mich wieder unter Menschen gebracht. Ich lernte neue Freunde kennen, gewann wieder Lebensmut. Es gab ein Ziel, eine Aufgabe, keine sinnlos vertrödelte Zeit, keine Angst mehr vor dem nächsten Tag - statt dessen Freude auf´s Wochenende.

 

Und alle meine Bulldogs begleiteten mich und wollten es ihr nachmachen, doch sie blieb immer meine Nummer Eins.

 

Auch als Brigitte älter wurde blieb sie die Chefin hier in Horpe. Eines Tages zeigten sich ihre Lymphknoten am Hals verdickt, zunächst ahnte niemand etwas Böses. Doch trotz Medikamenten ging die Schwellung nicht zurück, im Gegenteil, immer mehr Lymphknoten schwollen an und bald schon hatten wir die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. Als Brigitte plötzlich keine Nahrung mehr bei sich halten konnte, schien ihr Schicksal besiegelt. Doch ich holte mir noch eine zweite Meinung ein und fand einenTierarzt, der sie wöchentlich mit einem Spritzencocktail aufbaute. Es war ein Wunder - Brigitte blühte wieder auf. Und wenn mir doch klar war, dass unsere zeit begrenzt war, so genoss ich doch jeden Augenblick.

Ich habe nie mit ihr gezüchtet, weil ich Angst davor hatte, sie zu verlieren - ich habe mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen können! Und doch lebten wir nun in eine Zeit des Abschieds. Und als sie eines morgens darauf bestand, sich vor meiner Haustüre hinzulegen, was sie nie im Leben gemacht hatte, weil da ab und zu auch mal ein Auto vorbei fahren kann, da wusste ich, dass der Augenblick gekommen war.

Sie starb hier zu Hause in ihrem Körbchen durch die Spritze und ihre Asche steht auf meinem Schrank. Und wenn ich einmal den Weg über den Regenbogen gehen muss, dann wird meine Asche und ihre im Meer versenkt werden. 

 

                                                                              

                                                       Brigitte, wir sehen uns wieder.

 

 

 

                                                 

            Die Geschichte vom Bulldogmädchen Kröte

 

 

Als wir uns zum ersten Mal begegneten, war ich auf der Suche nach einem neuen Bulldog für die Zucht. Ich wollte wieder Welpen großziehen. In Holland hatte ich eine Züchterehepaar gefunden, das seine Hunde, zusammen mit einigen Gleichgesinnten in einem Bulldogclub besonderen Gesundheitchecks unterwarf. Das machte mich neugierig. Wir verabredeten uns und ich fuhr hin.

Anoeshka v. Audrey´s Farm hatte gerade 8 Welpen, einer schöner als der andere. Alle stürmten auf mich zu und wollten mich begrüßen - alle bis auf einen, der wurde nämlich niedergetrampelt, einfach überrannt, denn er war viel viel kleiner als seine Geschwister. Doch das gestromte Wesen rappelte sich wieder auf, schüttelte kurz das Köpfchen und folgte seinen Geschwistern so schnell es konnte mit seinen kurzen Beinchen.

Neugierig geworden erkundigte ich mich nach dem Welpen. Ja, es war eine Hündin. Schon bei der Geburt war sie viel kleiner als die anderen. Man dachte anfangs, sie würde es doch nicht schaffen und ließ sie dabei. Und siehe da, sie kämpfte und wuchs. Nein, sie war nicht zu verkaufen, weil sie nicht gesund war.

Ich hätte sie trotzdem genommen. Dieses zauberhafte Wesen hatte mich angeschaut und mir mitten in mein Herz geblickt. Nach Hause fuhr ich mit ihrer roten Schwester Babette und einer seltsamen Traurigkeit im Herzen.

 

Wie es sich für einen ordentlichen Welpenkäufer gehört, rief ich bei den Züchtern an und berichtete, dass wir gut angekommen wären und Babette schon in meinem Bett rumspringen würde - alles in Ordnung! Nach dem ersten Tag mit meinen beiden Bulldogs Emma und Brigitte erstattete ich wieder Bericht - ich weiß gar nicht, wie oft wir in dieser ersten Woche miteinander telefonierten.

Und dann kam ein Anruf aus Holland: "Möchtest du die kleine Bulldoghündin haben?" Und ob ich wollte, aber mein Geldbeutel war leer. "Wir denken, dass sie bei dir besser aufgehoben ist." Mein Herz schlug bis zum Halse. In Gedanken überlegte ich schon, was ich verkaufen könnte. "Du brauchst nur die Unkosten für Tierarzt und Eintragung bezahlen." 

 

Am nächsten Wochenende war ich wieder auf dem Weg nach Holland. Babettchen begleitete mich und wir holten gemeinsam ihre kleine Schwester Beauty ab.

 

                                      

 

Brigitte nahm die beiden Welpen in ihre Familie auf und bewachte sie. Es begann für mich nach dem Tod meines Mannes eine wunderschöne Zeit. Wir waren viel unterwegs, reisten regelmäßig ans Meer, besuchten unseren Friesenhengst Tjerk, der in Schwerte zur Ausbildung stand, waren auf Ausstellungen, Treffen, Agility-Turnieren - das Leben hatte mich zurück! Mit den beiden Welpen kam wieder Leben in die Bude, Brigitte und ich, wir hatten beide Muttergefühle.

 

                                               

 

Und dann kamen die Weihnachtsferien in unserem kleinen Dorf am Meer, da entdeckte ich auf einmal einen kleinen Knoten hinter Krötes rechtem Ohr. Gleich nach der Rückkehr besuchten wir den Tierarzt, der den Knubbel erst mal beobachten wollte. Als der aber immer weiter wuchs, riet er zur Operation.

Mir drehte sich der Kopf - warum ich??? Da hatte ich meinen Mann durch Krebs verloren und nun hatte mein Augenstern vielleicht auch diese Scheiß-Krankheit. Das war nicht gerecht!

Die OP fand nach der Sprechstunde statt. Das Wartezimmer war leer und ich saß alleine da. Ab und zu hhörte ich die Instrumente klappern, leise Stimmen, dann herrschte wieder unerträgliche Stille. Irgendwann öffnete sich die Türe. Mein Mädchen hatte die OP geschafft!!!

Da lag es auf in der Schale - das kleine runde Ding. Es war taubeneigroß und sah ein wenig aus wie ein glatter Hähnchenmagen. Mein Tierarzt erzählte mir noch was von Gefäßen unter denen er es herausschälen musste ... einschicken ... vielleicht bösartig ... alles war nicht mehr wichtig. Mein Mädchen hatte überlebt. Ja, sie schlief noch tief und fest auf der Decke am Boden, aber ich würde es pflegen und es war bei mir. Was stört mich das Morgen? Warum sollte ich mir Sorgen machen, mich quälen mit den Gedanken an das, was irgendwann einmal sein kann - sein wird?

 

Kröte erholte sich erstaunlich gut und schnell. Natürlich war das runde Ding bösartig, aber das war nicht wichtig: Kröte lebte.

 

Und wie sie lebte!  Ständig war sie unterwegs. Mit guter Laune stürmte sie durch die Welt, steckte überall ihre Nase rein, begrüßte Mensch und Tier überschwenglich, als würde sie sie schon ewig kennen und fand zuverlässig jede Hotelküche, wenn wir mal unterwegs waren. Kröte hatte Krebs - ja und?

 

                                          

 

                   Ihre unbeschwerte Fröhlichkeit und Lebensfreude nahm ich mir zum Vorbild. Ich brauchte ihr nur zu folgen und alle Sorgen und Nöte wurden unwichtig und ganz klein. Natürlich gab es Momente der Trauer, aber dann war da dieser kleine tapfere Hund, der mir immer wieder zeigte, was wirklich zählt: Lebe!!! Oft fuhren wir zusammen ans Meer, wo mein Mann begraben war, denn sie hatte mir gezeigt, wie dankbar ich sein durfte, ihn gekannt zu haben.

 

                                                  

                                                                                Kröte - Seehund

 

Natürlich wusste Kröte, wie wichtig sie mir war und das nutzte sie gründlich aus. Sie giftete ihre Rudelmitglieder an, ganz besonders ihre Schwester Babette, die sich das nicht gefallen ließ. So entstand zwischen den beiden eine Feindschaft, die sich bis an ihr Lebensende nicht mehr beheben ließ. Und aus dem hübschen Bulldogmädchen Beauty wurde meine kleine Giftkröte, kurz  "Kröte" genannt. 

                                                                                                                                        

Kröte blieb die Existenzgrundlage meines Tierarztes. Ihr ganzes Leben lang rief sie nicht nur bei jeder Erkältung oder Darminfektion hier, sie brauchte auch regelmäßig zahlreiche teure Medikamente und brachte noch zwei OPs hinter sich. Doch das änderte nichts an ihrerm Optimismus.

 

                                  

 

Immer, wenn wir Beide uns aufmachten, die Welt zu erobern, zog Kröte ihr lila Afrikahalstuch an. Die kleinen Griaffen und Krokodile zeigten ihr: Wir starten! Und als sie mit 10 Jahren die Kräfte verließen und ich ihr auf den Weg über die Regenbogenbrücke helfen musste, da trug sie dieses Tuch auch auf der Fahrt zum Krematorium und wurde mit ihm verbrannt. Sie starb am 28.8.2004 und sie fehlt mir. 

 

                          

 

 

Kröte war als "Rasende Reporterin"  in Zeitschriften und Clubheften bekannt. Ihre stets positive Sichtweise des Lebens und ihre unerschöpfliche Energie und Lebensfreude brachten nicht nur viele Menschen zum Lachen, sie schenkte damit auch einigen Mut und Kraft, es ihr nach zu tun. Mit offenen Augen lief sie durch die Welt, strahlend, weil alles so wunderschön und aufregend war.

Wen interessiert da Krebs? Lebe das Leben, solange du kannst - Kröte lebt!

 

 

 

                                                                                                                                                  

                                      Krötes Gedicht

 

                                                     Kröte ist ein Bulldogmädchen,

                                                     dunkelbraun und ziemlich kess,

                                                     ständig wuselt es durch´s Leben,

                                                     immer Action, immer Stress.

 

                             Eines Tages spricht der Doktor:

                           "Liebe Kröte, jetzt ist Schluss!

                            Weil du nämlich, leider, leider,

                            bei mir unters Messer musst!"  

 

                                                                  Trauer fühlten deine Freunde,

                                                                  ich vor allem, ist doch klar,

                                                                  weil die schlimme Diagnose,

                                                                  wirklich niederschmetternd war.

 

                                              "Krebs", so stand es da zu lesen,

                                               schwarz auf weiß, ganz klipp und klar,

                                               der jedoch, so hofften alle,

                                               noch nicht fortgeschritten war.

 

                           Doch was tatest du, mein Krötchen?

                           stürmtest weiter durch den Tag.

                           Ständig gab´s was zu entdecken,

                           keiner, der dich nicht gleich mag.

 

                                                             Und so gibt es viele Menschen,

                                                             denen schenkst du neuen Mut.

                                                             Mit dem Ende vor den Augen

                                                             lebt es sich noch mal so gut!

 

                                          Sonntagmorgen faul im Bette,

                                          dichtgedrängt sitzt du bei mir,

                                          und ich halt dich fest umschlungen,

                                          dass ich deine Wärme spür.

                  
                                                   geschrieben von Inge Thelen für Kröte

                                        

                            

                                                                                                 

15.8.11

 

Zu Krötes Zeiten habe ich viel geschrieben. Ich habe ihre Berichte als "rasende Reporterin" veröffentlicht, Kurzgeschichten und Gedichte verfasst, ein Buch über Friesenpferde und eines über Friesland. Und immer lag sie neben mir in ihrem Kröte-Sessel und war meine Inspiration, mein Sprachrohr, meine Seele.

 

                                  

                                                                            Kröte in ihrem Kröte-Sessel

 

Ein paar Kröte Geschichten möchte ich gerne hier veröffentlichen, denn sie stehen nicht nur für eine ganz besondere Hundepersönlichkeit sondern auch für eine einzigartige Hunderasse, die ich genau deshalb so sehr liebe.

 

 

Die mit dem Hund spricht -

                    oder: Eine Begegnung der besonderen Art

 

Es ist Sonntag, wir sind allein zu Hause. Draußen nieselt es und ein kalter Ostwind weht - kein Wetter, um vor die Türe zu gehen. Leider entsteht bei Kröte nach einem gemütlichen Vormittag im Bett und vor dem Fernseher ein dringendes Bedürfnis. Und weil sie nun nicht mal meine Toilette benutzen kann, bleibt mir nichts Anderes übrig als mich möglichst warm anzuziehenund ihr hinaus in die unwirtliche Welt zu folgen.

Es scheint, als würde unser Spaziergang auch ihr kein Vergnügen zu bereiten und als hätte sie, genau wie ich, die Absicht, ihn so bald wie möglich zu beenden. Sie pinkelt sofort an der nächsten Ecke an meinen Blumenkübel und um es schnell zu einem Ende zu bringen tut sie es gleich dreimal hintereinander. Doch für ihr großes Geschäft braucht sie unbedingt Gras unter dem Hintern, anders geht es nun mal nicht.

Wir gehen also an Beppes Garten vorbei und folgen dem alphaltiertem Feldweg Richtung Lob´s Schafwiese. Die beiden Böcke liegen dicht aneinander gekuschelt und wiedrkäuend beieinander. Ob Schafe auch frieren in so einem Wetter? Während ich noch in Gedanken versunken die Tiere auf der Weide betrachte hat Kröte wohl endlich einen geeigneten Platz für ihr Geschäft gefunden. Schnell kommt sie zur Sache, zum Schluss kratzt sie noch mal kräftig mit den Hinterbeinen und es ist vollbracht. Ich drehe mich um und strebe wieder der warmen Stube entgegen.

Doch wo bleibt Kröte?

Sie steht regungslos mitten auf dem Weg und starrt unverwandt in Richtung Wald. Ich rufe - keine Reaktion! Ich rufe nochmals, lauter - nichts! Und dann höre ich es auch. Stimmen klingen herauf und da taucht auch schon eine ganze Gruppe Wandersleut aus dem finsteren Forst auf. Kröte starrt und staunt: So viele Menschen und das bei so einem Wetter und fröhlich sind die auch noch! 

Die ersten haben den kleinen Bulldog erreicht. Sie halten im Gespräch inne und schauen Kröte an. Die freut sich und springt ihnen zwei - drei Schritte entgegen. "Du hast aber ein paar Pfündchen zu viel," tönt eine Stimme. Auf so was reagiere ich schon lange nicht mehr. "Ist das ein Mops?" Nun reicht es aber! "Nein, ein Rollmops!", antworte ich ein bisschen verärgert.

Kröte hat von alledem nichts mitbekommen. Sie kennt keine bösen Menschen und auch Frauchens Ärger lässt sie völlig unbeeindruckt. Statt dessen steht sie wie versteinert am Wegesrand und schaut weiterhin in Richtung Wald. Da kommen doch tatsächlich immer noch Menschen! Diesmal hat sie überhaupt keine Zeit irgend Jemandem aus der Gruppe auch nur ein Fünkchen Beachtung zu schenken, ehe nicht der letzte Nachzügler an ihr vorbei gezogen ist.

So steht sie immer noch wie angewurzelt. Ich rufe, ich erkläre ihr, dass da niemand mehr erscheinen wird - die Wanderer schauen mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. Die mit dem Hund spricht - solche muss es auch geben. Kröte blickt unverwandt zum Wald hinüber, gespannt lauscht sie, ob nicht doch noch was zu hören ist, das auf das Auftauchen neuer Menschengruppen aus dem Unterholz schließen ließe ...

"Glaub mir, da kommt keiner mehr!", sage ich und es interessiert mich überhaupt nicht, was die Leute von mir denken. Kröte jedenfalls hat mich endich verstanden: Sie dreht sich um, grinst und hoppelt los in Richtung warme Stube.

Und die Wanderer sehen uns Beiden nach und staunen.

 

                       

27.8.11 

 

                 Die Geschichte von der verschwundenen Erdbeere

 

 

Es war einmal eine wunderschöne kleine Erdbeere,d,die lag zufriedenund glücklich auf dem Tisch im "ohne-Dach-und-Wände-Zimmer" und träumte vor sich hin.

 

                                        

 

 

Da schlich sich plötzlich ganz leise und möglichst unauffällig ein dicker weißer Bulldog heran.Es war die Icy und die tat so, als hätte sie die kleine Erdbeere überhaupt nicht bemerkt.

 

                                                           

 

 

                  Ganz vorsichtig und leise pirschte sie sich heran. Sie kam lautlos näher und näher.

                                                      

 

 

                Schwupps - und die arme kleine Erdbeere war in dem riesigen Bulldogmaul verloren.

 

                                                     

 

 

                     Nein.Frauchen, ich hab sie nicht! Ganz bestimmt nicht! Guckst du hier!

 

                                                     

 

Das war die kleine Bildergeschichte von der verschwundenen Erdbeere, aufgenommen und geschrieben im April 2011.

 

 

 

10.9.11

 

                       Ein Bild sagt mehr als tausend Worte ....

 

 

                                                

                                                                                Meine geliebte Kröte

 

 

 

 

              Besuch auf der Heimtiermesse in Rheinberg mit Wanda am 5.7.2003

                            

 Da bin ich mal wieder mit Frauchen Auto gefahren. Auto fahren liebe ich! Besonders spannend ist immer die Ankunft, schließlich weißt du nie, wo du am Ende landest.

Diemal standen wir auf einer Wiese voller Autos. Ich wollte mich schon enttäuscht zurückziehen, da entdeckte ich einen breiten Menschenstrom, der sich unaufhaltsam in eine bestimmte Richtung wälzte. Nichts wie hinterher, da musste echt was los sein!

Am Eingang zur großen Halle musste ich erst mal warten, auch wenn es mir schwer fiel. Ich hätte mich ja durch gedrängelt, aber Frauchen kaufte erst so ein Stück Papier, was sie dann an einer Schranke vorzeigte. Dem Mann dort gefiel das allerdings so wenig, dass er es einfach in der Mitte durchriss. Doch Frauchen steckte es, ohne sich zu wehren, kommentarlos in ihre Hosen-tasche und ging weiter.Also mir wäre das ja nicht passiert! Doch was geht mich das eigentlich an? Das ist schließlich Frauchens Sache und die ist alt genug, um zu wissen, was sie tut.

 

                                      

 

Ich stürmte statt dessen die riesige Halle. Frauchen hing am Ende der Leine und folgte mir ohne Widerstand zu leisten. Das roch sooooo gut, besonders diese kleinen Tierchen mit den viel zu langen Ohren! Die hockten zu Dutzenden in großen Gehegen, deren Einzäunungen leider absolut einbruchssicher waren. Als ich kurz entschlossen versuchte, den Zaun zu überklettern, musste ich leider feststellen, dass man oben drüber auch noch ein Netz gegen Bulldogs gespannt hatte. Dabei war ich doch bestimmt der Einzige an diesem Tag, da hätte man ruhig mal eine Ausnahme machen können.

Ich habe mich dann damit abgefunden, nur noch durch die Holzlatten zu gucken. Da entdecke ich noch andere gut riechende und interessante Tierchen. Die waren ziemlich klein, kurzbeinig mit zarten Öhrchen und hockten bei denen mit den langen Ohren, zu denen ich nicht rein durfte, die Kurzohrigen aber doch - gemein!

Und noch kleinere Tiere gab es, die waren so winzig, dass ich sie fast übersehen hätte. Sie hatten ein eigenes Gehege, rochen streng und ihre Schwänze waren so lang, dass man fast neidisch werden konnte. Übrigens gab es die sogar noch in einer größeren Ausführung, wie ich bei genauerer Betrachtung feststellen konnte.

Am Ende der Halle dann befanden sich riesige Tiere, so wie sie bei Frauchen zu Hause auch im Stall stehen. Nur haben unsere eine andere Farbe und auch längere Haare und bei denen darf ich auch rein. Trotzdem konnte ich mir ganz vorsichtig in einem unbeobachteten Augenblick vom Rande einen Pferdeapfel klauen - lecker!

In der nächsten Halle befanden sich jede Menge Käfige, in denen solch haarige Ekel hockten, von denen sich eines bei meiner Nachbarin in der Wohnung eingenistet hat. Ich hasse diese aroganten Viecher, die genau wissen, dass ich eingesperrt bin und sich gerade deshalb exakt dorthin hocken, wo ich sie genau sehe aber nicht kriege. Und dann putzen sie sich gaaaaanz langsam und genüßlich. Das Biest aus der Nachbarschaft kann furchtbar schnell laufen, ganz hoch springen und gemein kratzen. Ja, ich bin ihm schon mal im Freien begegnet, wie man unschwer bemerken kann. Eigentlich müsste man das Vieh auch so einspeerren wie seine Artgenossen hier. Und weil sie alle so schön festsaßen, habe ich sie mal laut angebellt. Das war vielleicht lustig! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie die sich aufgeregt haben!!! Und die Menschen erst mal!

Frauchen zog mich schnell in die nächste Halle. Dort roch es zwar auch gut, aber entdecken konnte ich nur Glaskästen, in die viele Leute hineinstarrten, obwohl dort gar nichts zu sehen war.Einmal entdeckt ich allerdings etwas wie einen bunten Stock, der von einem Ast herunter hing und sich an der Spitze ein bisschen bewegte. Wer kommt bloß auf solche Ideen? Manche Glaskästen waren auch mit Wasser gefüllt und darin schwammen solche komischen, bunten Tiere wie bei uns zu Hause im Teich, zu denen ich nicht rein darf, obwohl ich Wasser doch so sehr lieb! Dabei war es ganz schön heiß in der Halle und eine kleine Erfrischung hätte mir schon gut getan.

Gerne hätte ich den Ausflug an dieser Stelle schon beendet. Mir wurde es langsam nicht nur viel zu warm sondern  auch noch langweilig. Gegen eine kleine Zwischenmahlzeit und ein gemütliches Mittagsschläfchen hätte ich nichts einzuwenden gehabt. Frauchen quatschte schon wieder stundenlang mit irgendwelchen Leuten und ich sehnte mich nach meinem gemütlichen Auto, als ich plötzlich eine tolle Entdeckung machte. Da stand ein großer Teich mitten auf einem wunderschönen grünen Teppich ohne Deckel und überhaupt nicht eingezäunt.

 

                                                      

 

"Zimmerbrunnen" stand auf dem Schild. Ich musste mich hoch auf die Hinterbeine stellen und ziemlich recken, um überhaupt hineinsehen zu können. Mehr war leider nicht drinn, denn Frauchen hielt mich kurz an der Leine. Eine schick gekleidete Dame kam mir allerdings zu Hilfe. Sie meinte, von dem Wasser hätten schon so viele Hunde getrunken, da käme es auf einen mehr oder wniger auch nicht an. Frauchen hielt mich immer noch fest und erklärte der Dame, dass ich keinesfalls trinken sondern baden wolle. Da lachte diese blöde Person doch tatsächlich und rief vor versammeltem Publikum: "Lassen sie den Hund mal ruhig los, das Dickerchen kommt da doch nicht hoch!" Da endlich ließ Frauchen mich frei ...

Es war ein herrlicher Tag mit einem erfrischenden Bad in einem tollen Pool. So einen könnte ich zu Hause auch gebrauchen, aber Frauchen hat ja nichts gekauft. Schade, wenigstens den Zimmerbrunnen hätte sie doch mitnehmen können!

 

                                            

 

 

 

 

                      Der Weihnachtsbulldog

 

( Eine lustige Bulldoggeschichte aus der Sammlung des kleinen Bulldogmädchens Kröte )

 

Ein seltsamer Duft zog durch die Räume: es roch nach Wald. Im Wohnzimmer stand ein Nadelbaum. Sollte Frauchen tatsächlich das tägliche Spazierengehen gegen den Pinkelbaum im Hause eingetauscht haben? Das Wetter lud ja auch nicht gerade dazu ein, die Zeit im Freien zu verbringen, egal womit. Aber warum dann dieses fürchterliche Theater, wenn man nachts mal nicht einhalten konnte? Oder vielleicht gerade deshalb?

Kröte beschloss jdenfalls, einfach die Probe auf´s Exempel zu machen der mitten im Zimmer aufgestellten Nordmanntanne, schließlich war man ja auf nicht-nadelnde Qualität bedacht. Ein Nadelbaum, der nicht nadelt ... eigentlich verrückt, aber die Wahrheit der verkaufsfördernden Werbesprüche musste sich ja erst noch herausstellen.Kröte jedenfalls war das, wenn man so sagen darf, scheißegal. Für sie zählte nur der Baum an sich, ob mit oder ohne Nadeln.

Also sie kam langsam näher, hockte sich auf die ihr eigene abbesonderliche Art nieder, indem sie ihr Gewicht leicht nach der Seite verlagerte, die dem Objekt ihrer Begierde entgegengesetzt lag. So schaffte sie die idealen Voraussetzungen, um ihr dem Ziel zugewandtes Hinterbein bequem anheben zu können und den angepeiten Gegenstand, ob Baum, Bein, Zaun oder Tasche mit einem eleganten Strahl schräg aus der Hüfte heraus anpinkeln zu können ... was sie in der Regel auch tat, wenn nicht vorher ein lautstarkes Protestgebrüll ertönte, so wie in diesem Fall: "Scheißköter, wehe du pinkelst meinen Weihnachtsbaum an!"

Beleidigt senkte Kröte ihr gehobenes Hinterbein unendlich langsam und würdevoll unverrichteter Dinge wieder zu Boden, um ebenso langsam und zu Tode beleidigt mit wackelndem Hinterteil im Nebenzimmmer zu verschwinden. Sie war bis in die Tiefen ihrer Bulldogseele gekränkt.Warum holte Frauchen den Wald - oder wenigstens einen Teil davon - auch ins Haus, wenn man nicht wollte, dass ein waschechter Bulldog genau das damit tat, wozu er nun einmal da war: ihn anpinkeln! Die spinnen, die Menschen, dachte Kröte und verschwand hinterm Sofa. Sollte Frauchen doch sehen, wie es ohne Bulldog auskam - blöde Kuh!

Ein Karton erregte Krötes Aufmerksamkeit und lenkte sie von ihrem Ärger ab. Der war neu hier, jedenfalls war er ihr bisher noch nicht aufgefallen. Aber sie saß ja auch normalerweise auf und nicht hinter dem Sofa. Ob den jemand hier vergessen hatte? Kröte war auf einmal sehr aufgeregt, als ihr klar wurde, welch wichtige Rolle ihr auf mit einem Schlag zuteil geworden war: Diebesbeute!!! Frauchen war in höchster Gefahr. Schließlich konnte der Kerl jeden Augenblick vor der Türe stehen um sein Paket  zurückzuverlangen. Kröte war in höchster Alarmbereitschaft, als es plötzlich an der Türe klopfte.

Eine fremde Stimme, laut und dunkel, ertönte: "Wohnt hier Thelen?"                              

Es gab kein Halten mehr für das tapfere kleine Bulldogmädchen. Kröte startete mit durchdrehenden Pfoten hinter dem Sofa hervor, schoss aus ihrem Versteck heraus um die Kurve, hatte Mühe, auf den glatten Fliesen die Spur zu halten und schlitterte ins Wohnzimmer, wo inzwischen der Weihnachtsbaum in seiner ganzen Pracht erstrahlte. Das kratzende Geräusch der Krallen auf den Steinen hätte Frauchen noch warnen können, aber das stand gerade an der Haustür und war voll und ganz mit dem Postboten beschäftigt, der für ein Paket, das er abliefern wollte, noch eine Unterschrift brauchte.

Ein lautes Klirren ließ Frauchen mitten im Schreiben innehalten und erstarren. Der Kugelschreiber entglitt seiner Hand und fiel zu Boden - in der plötzlich eingetretenen Stille klang sein Niedergang wie eine Explosion: Doch das war gar nichts gegen Frauchen Organ: "Was machst du mit meinem Weihnachtsbaum?" Es klang wie bei einem Vulkanausbruch tief im Inneren des Kraters, bevor er anfängt, die glühende Lava herauszuschleudern.

Als ob Frauchen das nicht schon längst wüsste???

In ihrem Eifer hatte Kröte zu viel Gas gegeben und die Kurve verfehlt. Mit der ganzen Wucht ihrer 22 kg Ruhegewicht war die quer durch das Wohnzimmer geschlittert und gegen den Baum geprallt, den sie nicht anpinkeln durfte und der doch da stand, wo er nicht hingehörte und der nun ebenfalls das Gleichgewicht verlor. Ganz langsam neigte er sich zur Seite und mit einem fürchterlichen Geschepper entledigte er sich seines ganzen Schmuckes. Dabei landete der größte Teil des silbernen Lamettas und der Christbaumkugeln auf der armen Kröte und rund um sie herum. Ein kleine Rauschgoldengel blieb sogar mit seiner Fanfare, die er mit Inbrunst zu spielen schien, obwohl kein Ton heraus kam, an Krötes Halsband hängen.

Doch das ganze Inferno konnte das tapfere kleine Bulldogmädchen nicht von seiner heroischen Aufgabe abhalten. Mit flatterndem Lametta und einem verzweifelt blasenden Engel am Hals stürmte es in den Flur noch bevor Frauchen die Kurve zum Wohnzimmer nehmen konnte. Zum Glück hatten beide ihren Weg so gewählt, dass sie haarscharf aneinander vorbeischossen, einer spürte noch den Fahrtwind des anderen, eine flüchtige Begegnung, bevor sich ihre Wege wieder trennten.

Kurz darauf schepperte es zum zweiten Mal ganz laut in der guten Stube, als Frauchen der Länge nach über den am Boden liegenden Weihnachtbaum stürzte. Und im Flur erklang ein ähnliches Geräusch, als der Postbote voller Schrecken über den Weihnachtsbulldog das Paket fallen ließ und die Flucht ergriff.

 

                                                                 

 

 

3.11.12

                       Wanda, 17.1.2002 - 12.11.2011

 

                                     

                                                              Wandas letztes Foto, aufgenommen am 3.11.11

 

                                                  Meine geliebe Wanda,

 

je näher der Tag deines Todes rückt, um so häufiger muss ich an dich denken - oder liegt es vielleicht an dem grauen Regenwetter? Dein Tod hat mich getroffen, weil er so sinnlos war. Bisher konnte ich deshalb mit niemandem darüber reden. Auch jetzt habe ich schon wieder Tränen in den Augen.

Doch, ich weiß, was Tod bedeutet, dazu bin ich alt genug und habe ihm im Laufe meines Lebens oft genug ins Auge geschaut. Ich musste aber auch erfahren, dass es die Hinterbliebenen um so mehr trifft, je weniger sie sich darauf vorbereiten konnten. Dein Tod hat mich mitten ins Herz getroffen, denn du warst noch nicht bereit dazu.

Sicher, du warst krank. Ein plötzlicher epileptischer Anfall, ein Tumor im Kopf, deinem Leben wurden Grenzen gesetzt. Doch die Einstellung auf Medikamente hat diese Grenzen erweitert, denn es ging dir damit gut und du konntest wieder am Leben teilnehmen. 

Ich habe meine alten und kranken Tiere immer gepflegt, bis sie mir unmissverständlich mitteilten, dass es genug sei und sie gehen wollten. Natürlich hatte ich Angst, den richtigen Augenblick nicht zu erkennen. Aber wenn er da war, dann war das so klar, so eindeutig, dass ich wusste, ich tue das Richtige, wenn ich den Tierarzt ins Haus bestelle, damit er für einen Abschied in Würde sorgt.

An jenem Sonntagmorgen fand ich dich im Krampf. Du hattest unter dich gemacht, reagiertest aber auf meine Ansprache und zeigtest dich erleichtert, als ich dich gesäubert und auf´s Sofa gelegt habe.  Ich holte die Notfallmedizin und habe sie dir verabreicht, leider ohne einen nennenswerten Erfolg zu erzielen. Heute weiß ich, dass die Dosis viel zu gering gewesen war.

Unseren Tierarzt rief ich nicht an. Er hatte mir in einem persönlichen Gespräch von seinem Wochendausflug erzählt, auf den er sich schon sehr freue. Er war also für mich nicht erreichbar - so dachte ich. Ich rief die Nachbarin, denn du wolltest nicht alleine bleiben. Du wurdest sichtbar unruhig, wenn ich dich verließ. Also hat sie den Notdienst angerufen und für uns einen termin ausgemacht, während ich an deiner Seite blieb.

Ich habe dich ins Auto getragen und bin losgefahren, in der Hoffnung, dass man dich dort aus deinem Krampf befreien könnte, so, wie es unser Doktor vor Monaten getan hat, als wir mitten in der Nacht bei ihm zu Hause aufgetaucht waren. Ich war völlig aufgelöst, hatte ich doch noch nie einen solchen Anfall miterlebt. Er hat mir erklärt, dass es wichtig sei, dich so schnell wie möglich aus diesem Zustand zu befreien. Trotzdem ging er sehr vorsichtig vor, hat dir erst mal eine geringe Dosis in den Hinterschenkel gespritzt, die dich zwar beruhigte, aber dein Zittern noch nicht abstellte. Erst nach der dritten Dosis konntest du einschlafen, deine Muskelkontaktionen ließen langsam nach und du warst endlich völlig entspannt.

So hatte ich es kennen gelernt, doch diesmal war alles anders. Man legte dir einen Venenzugang und verabreichte dir eine Injektion, die dich augenblicklich in einen totenähnlichen Zustand versetzte. Du lagst völlig bewegungs- und reaktionslos vor mir auf dem Tisch. Und währen die Tierärztin noch irgend etwas erklärte, stellte ich fest, dass deine Atmung nicht mehr funktionierte. Wie habe ich die gerüttelt, deine Rippen gedrückt, dich gerufen ... zwischendurch hast du Luft geholt,  aber nicht gleichmäßig. Und dann setzte dein Herz aus und die Tierärztin wurde hektisch. Sie rannte in einen Nebenraum, kramte irgendwas herum, es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe sie zurückkehrte. Ich weiß nicht mehr, was sie gemacht hat, ich weiß nur, das es viel zu spät war, denn du warst tot. Dein Herz war stehen geblieben.

 

Gestorben auf einem Behandlungstisch in einer Tierarztpraxis-ein Tod, den ich niemandem wünsche. Ich war überhaupt nicht vorbereitet. Ich weiß nicht mehr, wie ich dich ins Auto gebracht habe, ich weiß nur noch, dass die Tierärztin dich in die Box gepackt hatte, weil du noch Körperflüssigkeit verlieren könntest. Und wie ich die Box zu Hause aus dem Auto holte, damit du nicht im Auto bleiben musstest.

 

Am nächsten Tag habe ich dich wieder eingepackt und bin mit dir und deiner Tochter Icy nach Holland zum Krematorium gefahren. Icy wollte erst nicht mit hinein, doch dann hat sie all den traurigen Menschen, die dort auf die Asche ihres Lieblings warteten, mit ihrer besonderen Art ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

 

Wanda, ich bin so glücklich, dass du mir so einen Hundeengel geschenkt hast und es tut mir so unendlich leid, dass ich dir nicht zu einem Ende in Würde verhelfen konnte. Niemanden trifft das mehr als mich - ich leide bis heute darunter, habe einen dicken Knoten im Hals, trinke guten 21 Jahre alten Whisky gegen meinen Seelenschmerz ...

 

Und zu guter Letzt musste ich noch erfahren, das mein Tierarzt aus persönlichen Gründen gar nicht weggefahren war - ich hätte ihn um Hilfe bitten können und ich weiß genau, Wanda, uns wäre noch ein wenig mehr Zeit vergönnt gewesen.

 

                                      

                                            

                                                                           

                              

                     

              
 

 

26.12.2012

                              Ein Weihnachtsgedicht

     

                                                        Advent, Advent, ein Möpslein pennt

                                                        erst eins, dann zwei,dann drei, dann vier,

                                                        dann steht ein Bulldog vor der Tür.

                                                        Und auch der zweite Bulldog naht.

                                                        Wer hat denn da mit Platz gespart?

 

                                                        Ein Möpslein fehlt und liegt allein.

                                                        Mariechen meint, das muss so sein.

                                                        Sie hat das Kuscheln ehrlich satt,

                                                        als Kissen ist sie sich zu schad.

 

                                                       Doch nachts, wenn alle friedlich schlafen,

                                                       dann schleicht sie heimlich, still und leis,

                                                       mitten hinein ins volle Bett

                                                       und findet´s dann auch richtig nett.